Geschichte des DPSG Stamm St. Jakobus

Die Bezeichnung „Stamm“ kennzeichnet bei den Pfadfindern die Organisationseinheit einer Gruppe eines jeweiligen Ortes. Der DPSG-Stamm St. Jakobus Pfullendorf ist der älteste Pfadfinderstamm der Stadt und prägt nunmehr seit über 50 Jahren das kirchliche und gesellschaftliche Bild der Stadt entscheidend mit.

Am 8. Januar 1960, dem Todestag des Gründers der Pfadfinderbewegung Robert Baden Powell gründete Stadtpfarrer Elmar Hettler mit einer Handvoll Jugendlicher den DPSG-Stamm Pfullendorf. Persönlichkeiten wie die Stadträte Klaus Epple oder Anton Siegle gehörten zu den Gründungsmitgliedern, die sich als Schutzpatron und Namensgeber Sankt Jakobus ausgesucht hatten. Lothar Schäfer wurde zum ersten Stammesvorsitzenden gewählt, dessen Amt damals offiziell noch „Stammesfeldmeister“ hieß.

Im selben Jahr fand die erste Versprechensfeier mit zehn Pfadfindern an der Mutter-Gottes-Eiche im Neidlingwald statt. Im darauf folgenden Jahr starteten die Pfadfinder zum ersten Sommerlager am Hoßkircher See.

Pfullendorfer Pfadfinder in den 60er Jahren unterwegs in den Alpen
Elmar Hettler wird 2008 zum "Ehrenkurat" ernannt

Der DPSG-Stamm St. Jakobus Pfullendorf schaut seitdem auf eine bewegte Geschichte zurück und zählt heute zu den traditionsreichsten Jugendgruppen der Region.

In Zusammenarbeit mit dem 2006 gegründeten Förderverein haben die Georgspfadfinder ihr 50. Gründungsjubiläum in 2010 gebührend gefeiert.

Geschichte der Pfadfinderbewegung

Die Idee, die hinter den Pfadfindern steckt, ist um einiges älter als der hiesige Stamm. Die Weltpfadfinderbewegung wurde 1907 gegründet.

Wenn die Pfullendorfer Pfadfinder heute im Sommer ihre Zelte im Schwarzwald, an der Nordsee oder in Frankreich aufschlagen, dann hat das seinen Ursprung in einem Zeltlager auf der Insel „Brownsea“ in England. Der britische Lord Robert Baden-Powell – von den Pfadfindern wird er nur kurz B.P. genannt – sammelte im Jahr 1907 dort eine Gruppe von etwa 20 Jungen der oberen und mittleren Gesellschaftsschichten, teilte sie in kleine Gruppen ein und übertrug jedem Teilnehmer bestimmte Aufgaben, die besonders durch das Leben in freier Natur geprägt waren. Die Jungen sollten durch das Prinzip:

Learning by Doing

(englisch für: Lernen durch Erfahrung) sowohl ihre persönlichen wie praktischen Fertigkeiten trainieren.

Lord Robert Baden-Powell (1857–1941)

Nach den Erfahrungen auf Brownsea Island wollte B.P. es allen jungen Menschen ermöglichen, sich zu verantwortungsbewussten Bürgern zu entwickeln, die sich für die Gesellschaft einsetzen und die offen sind für ihre Mitmenschen, unabhängig ihrer Herkunft oder möglicher Unterschiede.

Die Pfadfinder-Idee war geboren

Schnell wuchs diese Idee zu einer internationalen Jugendbewegung. Heute gibt es in fast allen Ländern auf der Welt Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die die Idee von B.P. weiterleben – und eben auch in Pfullendorf.

Seit 1909 entstand dann die Bewegung der Pfadfinderinnen, denn auch Mädchen begannen sich schnell für die Pfadfinderei zu interessieren und wollten, sicher auch durch die aufkommende Frauenbewegung stark beeinflusst, in diese Gemeinschaft aufgenommen werden. Im 1920 fand das erste Weltpfadfindertreffen statt.

Rund 8000 Pfadfinder aus den verschiedensten Ländern, auch aus ehemals verfeindeten Ländern des Ersten Weltkriegs, kamen in England zusammen. Heute noch treffen sich alle vier Jahre Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der ganzen Welt, um gemeinsam den internationalen Charakter der Pfadfinderbewegung zu leben.

Da auch immer mehr jüngere Kinder in die Pfadfinderei strebten, entwickelte B.P. eine eigene altersgemäße Spielidee für Kinder ab etwa sieben Jahren. Vorlage hierfür waren die Mowgli-Geschichten aus dem Roman Dschungelbuch. Der Autor Rudyard Kipling, ein englischer Schriftsteller, war ein Freund von Lord Robert Baden-Powell.

Durch den deutschen Arzt Alexander Lion kam der Pfadfindergedanke von England nach Deutschland. Die Idee fand durch das von ihm verfasste Pfadfinderbuch schnelle Verbreitung und war die erste Wurzel deutscher Pfadfinderei. Heute gibt es im Stamm Pfullendorf rund 50 junge Menschen, deren Ziel es wie in den ersten Tagen geblieben ist, ein verantwortungsbewusstes, selbständiges – und natürlich spannendes – Pfadfinderleben zu gestalten.

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