Mit Fackelwanderungen und Zeltlager begeistern

Den Pfadfindern von St. Georg ist die Gemeinschaft wichtig

Auch ernste Themen werden behandelt

„Man merkt in den Lagern wie wenig man eigentlich an Elektrogeräten braucht. Man kann auch zehn Tage ohne Fernsehen überleben“, sagt Stefan Menner. Der 21-Jährige ist seit zwei Jahren Vorstand von der deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) in Pfullendorf und möchte den Kindern einen anderen Blickwinkel auf das alltägliche Leben vermitteln.

Seit dem ersten Adventswochenende hat Menner wieder eine weibliche Kollegin. Die 20-jährige Sabrina Hierling übernahm das zweite Vorstandsamt von David Waldschütz, der den christlichen Pfadfindern vier Jahre vorstand.

„Die Kinder bringen ihre Freunde mit, die schauen es sich dann an und sagen ,Das ist cool’ und bleiben da“, erklärt Hierling. Über Schulen, Freunde und Eltern versucht die DPSG an neue Mitglieder zu kommen. Besonders Mädchen machen sich rar, rund 75 Prozent der 40 aktiven Pfadfinder sind männlich. Das findet das passive Mitglied Marius Burth, der sich um Presseangelegenheiten kümmert, wenig verwunderlich. „Das liegt sicher auch an den Interessen. Zelten ist jetzt nicht jedes pubertären Mädels Traum“, sagt er und ergänzt, „unsere Aufgabe ist es an der Kirche dran, pfadfinderisches Leben zu gestalten.“

In der Praxis bedeutet dies ein Treffen pro Woche der jeweiligen Altersgruppen im Kolpinghaus. Aufgeteilt sind sie in Wölflinge (8-11 Jahre), Jungpfadfinder (11-14 Jahre) und Pfadfinder (14-16 Jahre). Im Alter von 16 wird man dann zu einem Rover, die sich tatkräftig um die Zukunft des Vereins kümmern. Dann kann man auch den Posten eines Gruppenleiters übernehmen. So auch die beiden Vorstände, welche die Wölflinge momentan gemeinsam anleiten.

„Die Inhalte sind von Stufe zu Stufe unterschiedlich. Gerade bei den Wölflingen spielen wir viel. Wir machen aber auch Grundkurse in Knoten und das Aufbauen von Zelten. Auch den Umgang mit Karten und Kompass haben wir schon angefangen“, berichtet Menner. Neben den großen Zeltlagern an Pfingsten und im Sommer gestalten die Pfadfinder unterschiedliche Projekte, machen Videoabende und kombinieren diese dann mit Nachtwanderungen mit selbstgebastelten Fackeln. Das gemütliche Beisammensein, der Zusammenhalt und das Gemeinschaftserlebnis stehen dabei immer im Vordergrund, doch werden auch ernstere Themen, wie beispielsweise Kinderarbeit, behandelt.

Lange Tradition

Auch die eigene Geschichte wird nicht vernachlässigt, schließlich gibt es die DPSG seit 1962. Mit Beginn des neuen Jahrtausends spaltete sich ein Stamm unter der Leitung von Felix Hug ab, der jetzt dem Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) in Pfullendorf vorsteht. „Er war die treibende Kraft im Stamm, die alles im Griff hatte. Er hat aufgehört und viele junge Pfadfinder mitgezogen. Alle die ihn kannten und cool fanden sind mit rüber in den anderen Stamm. Von dem her hatten wir dann personelle Probleme“, erzählt Menner.

Durch diesen gravierenden Einschnitt halbierte sich die Zahl der christlichen Pfadfinder beinahe. Daher sind sie heutzutage auch ein sehr junger Stamm. Viele aktive Mitglieder zieht es zum Studieren weg. Als Menner sieben Jahre alt war, durfte er auf sein erstes Zeltlager – mit 21 Jahren ist er, von Beruf Zimmermann, mittlerweile das älteste aktive Mitglied.

(Quelle: Schwäbische Zeitung Erschienen: 05.01.2013 15:00)